Geschichte

Im Folgenden möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Es ist eine besondere, denn es ist unsere Firmengeschichte. Diese war und ist mit unserer Familie so eng verwoben, dass sie sich gar nicht voneinander trennen lassen.

 

Drehen wir die Zeit nun um 85 Jahre zurück… Mein Großvater, Herr Josef Teubel, war damals gerade 14 Jahre alt und begann seine Lehre bei einem kleinen Kaufmann in St. Marein im Mürztal. Es war die Zeit der großen Arbeitslosigkeit in den 30er Jahren und sein Lehrherr wusste, dass er ihn nach den 4 Jahren Lehrzeit (damals dauerte die kaufmännische Lehre noch ein Jahr länger) nicht behalten konnte. So empfahl er ihm, sich nach einer Stelle umzusehen und gab ihm den Tipp, dass die Firma Ernst Schwartz in Obdach einen „Comis“ - so nannte man damals die kaufmännischen Angestellten - suchen würde. Mein Großvater erzählte mir einmal, dass er damals noch nicht einmal wusste, wo Obdach lag.

Bald darauf saß er im Zug und fieberte dem Vorstellungsgespräch entgegen. Groß war die Enttäuschung, als er erfuhr, dass die Chefin, die die Angestellten aufnahm, gerade nicht da war. Eine Nacht in Obdach konnte er sich damals keinesfalls leisten und so ging er wieder zurück zum Bahnhof. Als der Zug gerade einfuhr und er einsteigen wollte, hörte er jemanden seinen Namen rufen: „Herr Teubel, kommen Sie schnell, die Frau Schwartz ist gerade nach Hause gekommen!“ Was sollte er nun tun? Wo sollte er die Nacht verbringen, wenn er nun doch nicht angestellt werden würde? Er entschied sich wieder aus dem Zug zu steigen und – er wurde genommen.

So arbeitete er bis zum Einrückungsbefehl als Angestellter bei der Firma Schwartz. Während eines Heimaturlaubes lernte er in Klagenfurt meine Großmutter Frau Maria Teubel kennen. Sie entschlossen sich sofort zu heiraten.

Nach dem Krieg kam mein Opa wieder zur Familie Schwartz zurück. Herr Schwartz bot ihm seinen Betrieb als Pacht an und mein Opa holte seine Familie, welche um Tochter Helga gewachsen war, am 10. Oktober 1945 nach Obdach. Große Unterstützung erhielten meine Großeltern durch die Familie Atzelsberger, die Schwester meiner Oma und deren Mann.

Im Jahre 1958 wurde das jetzige Geschäftshaus in der Hauptstraße 37 von der Familie Tschuden gekauft und im Jahre 1963 eröffnete eine Filiale im Hause Thunhard.

Als ein junger Vertreter der Firma Oetker namens Günter Mandl die Firma Teubel in Obdach besuchte, fiel ihm ein Bild meiner Mutter auf, die er bald dann auch persönlich kennenlernte und schließlich 1965 heiratete.

 

Nach dem Herzinfarkt meines Großvaters 1970 übernahmen sie den Betrieb. Es wurde sofort auf Selbstbedienung umgebaut, was zur damaligen Zeit noch nicht überall üblich war. Nach mehreren Umbauten wurde die heutige Größe erreicht.

 

Von 1993 bis 1999 hat auch mein damaliger Ehemann Herbert in der Firma gearbeitet, der ja leidenschaftlicher Computermann ist. In dieser Zeit erfolgte daher der Umstieg auf Scannerkassen und die Einführung der ersten Homepage, also quasi unsere technische Revolution.

Am 1. August 2000 habe ich den Betrieb als Geschäftsführerin übernommen. 2001 eröffneten wir die erste Bauernecke in der Obersteiermark in Zusammenarbeit mit 17 Bauern, die uns damals belieferten.

Zu der Zeit hatten wir auch noch unsere Geschenkabteilung. Am 1. April 2008 wechselten wir dann zu Spar und haben diese Entscheidung nie bereut. Über 30 Jahre war die ADEG unser Partner, aber aufgrund deren Fusion mit REWE sahen wir keine Zukunft mehr in dieser Kooperation. Bei Spar, damals noch unter der Leitung von Dir. Erwin Schmuck, wurden wir herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen, was für mich ganz besonders auch im Geschäftsleben eine wichtige Rolle spielt.

Von 4. August 2010 bis 30. September 2018 waren wir auch PostPartner. Das Zusperren der Postfilialen war stark emotional behaftet, doch nach kurzer Zeit erkannten die Kunden den großen Vorteil der erweiterten Öffnungszeiten und nahmen unsere PostPartner Stelle sehr gut an. Durch die Entscheidung unserer Gemeinde, den Grund auf Höhe der Tankstelle bei der Umfahrung für einen großen Lebensmittel Konzern umzuwidmen, mussten wir alle Abteilungen in unserem Geschäft überprüfen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, die PostPartnerschaft zu kündigen und den Bauernladen zu vergrößern. Mit 1. Oktober 2018 haben wir deshalb auch geänderte Öffnungszeiten.

 

 

Worauf ich persönlich sehr stolz bin, sind unsere 17 Mitarbeiterinnen. Fünf davon haben bei uns die kaufmännische Lehre absolviert. Der Handel ist der größte Arbeitgeber im Land und bei einer Öffnungszeit von 67,5 Stunden pro Woche braucht man sehr viele Leute, um den Betrieb aufrechtzuhalten. Um gute MitarbeiterInnen muss man sich deshalb gut kümmern und so veranstalten wir Zusammenkünfte wie Betriebsausflüge oder Weihnachtsfeiern - ich freue mich schon auf die nächste.

 

Mit folgendem Zitat von Thomas Morus möchte ich schließen: „Tradition heißt nicht die Asche zu bewahren, sondern die Glut zu schüren!“ Ich kann Ihnen versichern, ich glühe für meine Familie, meinen Betrieb, meine Mitarbeiterinnen und vor allem auch für meine Kunden.

Die Selbstständigkeit ist nach wie vor eine große Herausforderung. Mit meiner Familie und meinem Team stelle ich mich tagtäglich dieser Herausforderung und bemerke immer wieder: Es macht mir Spaß! Und so wird diese Geschichte weiter geschrieben werden – von mir, meiner Familie, meinem Team und von Ihnen, die uns als Kunden weiterhin die Treue halten und Ihnen, die uns gerade entdecken.

 

Ihre Brigitte Mandl



"Wer heute versucht, etwas Bewahrenswertes zu bewahren, der muss schon fast ein Revolutionär sein." Erhard Eppler, deutscher Politiker, geb. 1926